Eigentlich habe ich mich keinen Tag wirklich ausgeruht von der Reise oder mir einfach einmal Ruhe gegönnt. Ich war von Anfang an mittendrinnen im Geschehen, was im Nachhinein tatsächlich gut war. Ich muss auch dazusagen, dass ich bis auf den ersten Tag, keinen Jetlag gespürt habe.
Also konnte ich gleich voll mitmachen und die Mädls bei den diversen Aufgaben im Projekt begleiten.
Davon ist eine das Mithelfen im Hort ("apoyo"). Dort kommen die Kinder ab ca. 6 Jahren bis zu 13-14 Jahren und werden von "Profe" Melania betreut. Wir Volontärinnen helfen den Schülern bei den Hausaufgaben und machen auch manchmal Englisch-Unterricht mit ihnen, weil der in Bolivien meist nicht besonders ausgeprägt ist.
Die Arbeit beginnt ca. um 9:00 Uhr bis zu Mittag, die Kinder bekommen dann ein Essen und gehen dann in die Schule. Wir Volos haben ab ca. 12:00 Uhr unsere Mittagspause und essen um halb eins. Das Essen kocht eigentlich jeden Tag unsere Nachbarin Marta, nur am Mittwoch essen wir mit dem Team um Projektleiterin Leonor, Sozialarbeiterin Christina und Köchin Rita gemeinsam im Hort. Am Nachmittag schaut unser Programm unterschiedlich aus: seit Kurzem gibt es eine Hortbetreuung am Nachmittag, wo wir mithelfen oder wir sind im Kindergarten oder auf einem Familienbesuch.
Zu Letzterem werde ich in einem der nächsten Einträge noch genaueres erzählen.
Was den Kindergarten - auf Spanisch guardería - betrifft, können wir, wie gesagt, vormittags und nachmittags mithelfen. Allerdings sind wir meistens nur am Vormittag dort, weil es dann am meisten zu tun gibt. Immerhin werden rund 100 Kinder (in fünf Gruppen von 6 Monaten bis zu 5 Jahren) von nur 6 tías (die Kindergärtnerinnen werden einfach Tanten genannt) ´betreut. Ich glaube, man kann sich ungefähr vorstellen, dass es da ziemlich rund geht.
Mein erster Tag in der guardería war etwas sehr Spezielles. Man wird zu allererst einmal von einem Haufen Kinderaugen groß angeschaut und plötzlich mit einem lauten "TÍA" begrüßt (das Ergebnis davon hätte auch ein Tinitus sein können...).
Und wie Kinder eben sind, gibt sich die anfängliche Skepsis oder Schüchternheit ziemlich schnell und schon wirst du belagert. Die Aktivitäten in den einzelnen Gruppen sind natürlich stark altersabhängig. Die Ältesten basteln und lernen ziemlich viel, während die Kleinen einfach nur spielen. Um elf/halb zwölf gibt es dann Mittagessen, wo wir Volos beim Austeilen und Füttern auch mithelfen. Die Kinder bekommen eine Suppe und ein Hauptgericht, die vor Ort gekocht werden, und als Abschluss noch ein "refresco" (eine Art Brausegetränk). Danach machen alle ihren Mittagsschlaf. Am Nachmittag bekommen die Kinder dann noch eine Jause und dann wird gespielt bis die Eltern zum Abholen kommen.
Soweit einmal ein Überblick über zwei große Tätigkeitsbereiche von uns Volontären.
Ich kann nach den ersten Wochen sagen, dass es viel Spaß macht mit den Kindern zu arbeiten, egal ob im apoyo oder der guardería, und ihre Freude zu sehen, wenn wir Volos da sind. Abgesehen davon ist die Arbeit aber auch unglaublich anstrengend, sodass ich mich immer auf unsere Mittagspause freue und merke, wie wichtig sie ist.