Ostern in FAMUNDI oder Wie man einen österreichischen Osterstriezel in Bolivien isst

Ostern liegt mittlerweile schon wieder fast einen Monat zurück, aber wir sind ja trotzdem mitten in der Osterzeit.

Bereits in der Vorbereitung auf den Aufenthalt in Bolivien hat Anna-Maria immer wieder erwähnt wie schön und besonders die österlichen Tage hier sind.  Dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen als ich nach Santa Cruz kam, denn für mich ist Ostern eines der schönsten Feste im Kirchenjahr.

Nun ja, soweit die Vorstellung; die Realität war, wie so oft, eine andere.  Zum einen waren die Wochen vor Ostern geprägt von den Vorbereitungen für Annas Abschied. und wir wussten eigentlich nicht so recht, was an Ostern tatsächlich von uns Volontärinnen erwartet wird (was zu einem großen Teil auch daran lag, dass uns irgendwie niemand wirklich sagen konnte, was es normalerweise so an Programm gibt...)  So haben wir uns an Anna-Maria gewandt und knapp eine Woche vor den Feiertagen eine ganze Liste an Aktivitäten bekommen, die wir in der kurzen Vorbereitsungszeit dann auch versucht haben umzusetzen. 

Aber beginnen wir mit dem Palmsonntag oder auf spanisch "Domingo de Ramos", der unsererseits ein normaler freier Sonntag war. Wir hatten mit zwei unserer Jugendlichen ausgemacht, dass wir gemeinsam zur Messe in die Kathedrale fahren. So starteten wir um 6 Uhr, da die Palmprozession für 7 Uhr angesetzt war. Allerdings hat uns der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Prozession verhindert. Davon haben sich die Bolivianer aber nicht davon abhalten, ihre "palmeras" (die Palmbuschen) zu präsentieren. Diese sind im Gegensatz zu den österreichischen tatsächlich aus Palmblättern oder etwas ähnlichem und werden kunstvoll geflochten, mit Blumen verziert und teilweise zu Sträußen gebunden. Wir waren von dem Anblick komplet überwältigt, weil es wirklich etwas ganz Besonderes ist und auch jeder seine palmera mit so viel Stolz getragen hat. 

 

Nach diesem beeindruckenden Auftakt der Karwoche folgten vier sehr intensive Tage, weil es die letzten von Anna waren. Am Gründonnerstag haben wir sie zum Flughafen gebracht und mussten erst 6einmal mit der neuen Situation zurechtkommen.

Daher war es ganz gut, dass der nächste Tag der Karfreitag war und somit unser Wüstentag. Wie uns von der Projektkoordinatorin Leonor empfohlen worden ist, besuchten wir um 15:00 Uhr die Karfreitagsliturgie gemeinsam mit einer Famundi-Mama und ihren drei Kindern. An sich war die Liturgie ähnlich wie bei uns zuhause, aber im Anschluss gab es noch eine große Kreuzwegpozession quer durch die  Stadt. (Der Österreicher stellt sich an dieser Stelle eine einigermaßen geordnete Menschenmenge sowie eine Musikkapelle vor, die das Ganze begleitet.) Nun, im Prinzip schaut es in Bolivien nicht anders aus mit dem feinen Unterschied, dass die Kapelle die ganzen zwei Stunden genau ein Lied gespielt hat und zwar so schräg, dass es einem beim Zuhören in den Ohren schmerzt. Abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Musik, der vier Stunden Dauer und der Tatsache, dass wir seit dem Frühstück auch nichts mehr gegessen hatten (richtig, schließlich ist es ja ein Fasttag...), war es wirklich ein  sehr eindrucksvolles Erlebnis.

 

Den Karsamstag nutzten wir zum Vorbereiten unserer Osterfeier mit den Familien am Ostersonntag. Am Abend sind wir mit einigen Jugendlichen in die Messe gegangen. Für mich war das sehr emotional, weil ich Ostern bislang immer in Seckau verbracht und gefeiert habe und das für mich die schönste Feier im ganzen Kirchenjahr ist. Aber die Liturgie in unserer Pfarrkirche Los Chacos war wirklich wunderschön. Einzig die äußeren Umstände waren doch ein krasser Gegensatz zu daheim: dass man in der Osternacht ein Kleid und Sandalen tragen kann ohne zu erfrieren, war definitiv eine neue Erfahrung oder besser gesagt das Kontrastprogramm zur Heimat, denn dort freut man sich nicht unbedingt, wenn einen der Priester praktisch in Weihwasser badet. (Ist tatsächlich so passiert und ich glaube, unser Pfarrer hat es ziemlich erheiternd gefunden...)  Auf jeden Fall war es eine verkehrte Welt schwitzend und nicht zitternd Ostern zu feiern.

Besonders schön fand ich auch, dass es nach der Messe noch Lobpreis gegeben hat, weil ich mich dadurch wirklich fast wie zuhause gefühlt habe. 

 

Den Ostersonntag haben wir sehr österreichisch begonnen mit einem Osterbrunch (zwar ohne Osterfleisch, dafür mit Striezel und gefärbten Eiern, was die Bolivianer an sich nicht kennen) und der Osternestsuche. Auch von unserer Hausmama Yenny haben wir wunderschöne selbstgebastelte Nesterl bekommen. Nachmittags stand dann die Osterfeier mit den FAMUNDI-Familien auf dem Programm. Wir haben eine Gebetszeit gehalten und im Anschluss mit den Kindern gebastelte Körberl verteilt.  Zum Abschluss des Tages haben wir drei Volos noch mit einem unserer besten Freunde, Eduardo, dem Sohn unserer Köchin Marta, Eier gepeckt und einen Striezel geteilt. Er hat uns dann noch erzählt, wie seine Mama den Striezel, den wir ihr geschenkt hatten, gegessen hat: zuerst einmal hat sie ihn nicht mit ihrer Familie geteilt und dann hat sie zusammen mit ihren Hamburgerlaberl gegessen. Ich denke man kann sich vorstellen, wie wir uns vor Lachen gebogen haben.  

 

Ein paar Eindrücke gibt es in der Galerie.